Auch Hulk macht mindTV

Max ist zwar nur 4 Jahre alt, aber schon ziemlich reif für sein Alter. Die Eltern dieses kleinen Kerls brachten ihn zur Sitzung wegen seiner Angst, auf die Toilette zu gehen und dort sein grosses Geschäft zu erledigen. Er hatte seit er 2 Jahre alt war Verstopfungen. Schon ein einiges, schmerzhaftes Erlebnis kann eine Angst auslösen, die dann im Laufe der Zeit stärker wird.

Zuvor hatten sie verschiedene Mittelchen, Osteopathie und sogar ein ganzes Jahr Therapie mit einer Kinderpsychologin ausprobiert. Sie waren spürbar frustriert, dass noch nichts so richtig geholfen hatte.

Jüngere Kinder haben eine zeitlich recht begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Also haben wir in der ersten Sitzung nur mit einfachen Visualisierungstechniken gearbeitet. Er solle sich seine „Darm-Rutschbahn“ vorstellen. Ganz oben wartete ein „Kack-Ferrari“ mit rotem Helm, bereit hinunter zu flitzen. Ob Rutschen Spass macht, wenn man die ganze Zeit aufgehalten wird, wurde Max gefragt. Er hielt einen Augenblick inne. So langsam begann er, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

In der zweiten Sitzung konzentrierten wir uns mehr auf seine Angst vor Schmerzen. Er beschrieb die Angst als rot-weiss-braunen Klumpen in seinem Bauch. Statt den Klumpen zu entfernen, blockierte Max. Es wurde Zeit, etwas Anderes zu probieren. Er kam jeweils mit seinen vier Lieblings-Action-Figuren zur Sitzung: Spiderman, Hulk, Captain America und Thor.

Wir fragten Spiderman, ob auch er diese Angst habe, auf die Toilette zu gehen. Natürlich nicht, sagte Spiderman. Ängste seien dumm. Spiderman meinte noch, er habe doch vor gar nichts Angst. Max wurde erneut still und dachte einige Momente darüber nach. Spiderman hatte seinen Stolz aktiviert. Schliesslich erlaubte er Spiderman, ihm zu helfen, diesen Klumpen im Bauch zu entfernen. Max schloss seine Augen und sah, wie Spiderman seine Spinnennetze an den Klumpen schoss. Dann zog er ihn raus und zerquetsche ihn.

Die Mutter von Max berichtete nach der zweiten Sitzung, Max habe zum ersten Mal seit Monaten die Toilette benutzt. Es gab aber noch mehr zu tun.

In der dritten Sitzung mussten wir das letzte verbleibende Problem lösen. Max nannte es eine verschlossene Tür in seinem Po. Eine Tür, die verklemmt war. Erneut war seine Angst vor möglichen Schmerzen zu gross und so blockierte er auch diesmal. Er durchschaute, in welche Richtung es ging und weigerte sich, die Tür selber mit seiner Vorstellungskraft zu öffnen.

Max wurde folgendes gefragt: Was würde passieren, wenn bei ihm zuhause niemand den Müll rausbringen würde? Das hat er rasch begriffen. Er verstand nun, dass die Tür unbedingt geöffnet werden musste, aber diese Angst vor Schmerzen hielt ihn weiterhin davon zurück. Noch einmal benutzten wir dazu seine Action-Figuren. Diesmal war es der Hulk. Als Max erfuhr, dass Hulk so grün ist, weil auch er eine verklemmte Tür hat, sprang er aus seinem Sessel. Er packte Hulk, hielt ihn vor sein Gesicht und sagte zu ihm: “Hulk! Aber du bist doch so stark und mutig?”

Max half dem Hulk, seine verklemmte Tür zu öffnen. Er ermutigte Hulk, dass er stark sei und die Tür öffnen könne. Hulk schaffte es und meinte, es gehe ihm jetzt viel besser. Im Gegenzug bot Hulk nun Max an, ihm ebenfalls zu helfen. Max schloss seine Augen und visualisierte, wie Hulk mit ganzer Kraft die Tür in seinem Po öffnete.

Dieses bemerkenswerte Beispiel zeigt, wie effektiv Visualisierung in Kombination mit Spielzeug genutzt werden kann. Mit dem richtigen Gespür, lässt sich die Wahrnehmung auch bei jüngeren Kindern ändern. Man muss dazu ihre Interessen kennen und die Fähigkeit haben, ihre Fantasie so zu steuern, dass sie die Dinge anders sehen.

Sonya Mosimann

In Tausenden von Sitzungen zeigten sich wiederkehrende Muster, die zum Erfolg führten. Daraus entstand schliesslich die mindTV Visualisierungsmethode. Sonya macht es Spass, den Status quo herauszufordern und neue Ideen zu entwickeln.