Wutanfälle

Simi war 8 Jahre jung und fiel vor allem durch seine Sportlichkeit auf. Bei ihm gab es schwarz oder weiss, nichts in der Mitte. Und er war ziemlich ungeduldig.

Seine Mutter suchte nach einer Lösung für seine heftigen Wutausbrüche, die vor allem seinem jüngeren Bruder galten. Fast täglich kam es vor, dass Simi aufbrausend, aggressiv und laut wurde. Er schrie herum, schubste den Bruder weg und war nur schwer zu beruhigen.

Ein halbes Jahr hatte sie es schon mit Erziehungsberatung versucht, bevor ihre Suche sie zu den Möglichkeiten mit Visualisierung brachte.

In der Sitzung sah Simi mehrmals einen orangen Massstab in seinem Kopf. Dieser nervte ihn schon seit seinem zweiten Lebensjahr. Die genauen Details konnte er wegen der üblichen Kindheitsamnesie zwar nicht mehr abrufen, doch er konnte sagen, dass er ihn damals von einem anderen Jungen bekommen hatte. Wir gaben dem Massstab zurück an den Jungen und Simi füllte die entstandene Lücke mit Liebe.

Mit sechs Jahren kam der Massstab erneut zum Vorschein. Grund war diesmal die Trennung seines Vaters, weil er umziehen musste. Simi nannte auch Überforderung mit der Situation. Er gab auch diesen Massstab zurück. Als Ersatz baute er 10 grosse Regenbogenwürfel. Stärke und Nett zu sein – das waren seine Wünsche.

Anschliessend entdeckte er noch ein Tattoo auf seiner Brust. Da stand in grossen Buchstaben «Ich kann das nicht» und «Ich schaffe es nicht». Mit dem magischen Radiergummi entfernte er das Tattoo. Er ersetzte es mit einem noch grösseren «Ich schaffe es».

Als Simi einige Wochen später mit einem anderen Thema zur Sitzung kam, erzählte seine Mutter, dass er keine Wutanfälle mehr gehabt hätte. Die ersten beiden Tage nach der Sitzung seien etwas auf und ab gewesen, doch danach sei er sichtlich gelassener und ruhiger geworden. Er höre ihr nun viel bewusster zu und sei auch seinem Bruder gegenüber deutlich freundlicher gesinnt.